17 Fragen an Gottes Influencerin
Jana Highholder ist eine bekannte Poetry Slammerin, die ihren persönlichen Glauben in Texten verarbeitet. Seit Kurzem ist sie aber auch als Influencerin für die Evangelische Kirche Deutschland unter dem Titel “Jana glaubt” unterwegs und berichtet aus ihrem Alltag. Nicht ganz verkehrt betitelt die SZ sie als “Gottes Influencerin”. Parallel dazu studiert sie Medizin. Ganz schön viele Projekte und Aufgaben auf einmal, finden wir. Deswegen wollten wir wissen wie Jana ihren Alltag meistert und wie sie mit der ganzen Aufmerksamkeit um sie zurecht kommt.
1. Wie bist du darauf gekommen, Poetry-Slammerin zu werden?
Seit wann machst du das und was fasziniert dich daran? Wie kam es, dass du deine Poetry Slams auf YouTube veröffentlicht hast?
Poetry Slammerin werden war eigentlich nie eine Idee, die ich hatte, sondern es ist mir einfach so passiert. Ich habe mich ganz lange Zeit gefragt, was mein Talent sei, habe danach gesucht und auch viel Gott gefragt, bis ich echt fast verzweifelt bin, denn um mich herum habe ich Menschen gesehen, die musikalisch waren, gut zeichnen konnten oder sonst wie begabt waren und ich dachte immer, vielleicht bin ich ja talentfrei. Bis ich eines Abends mit einer jungen Frau in ein Gespräch kam und wir uns die Frage stellten, wofür unsere Generation eigentlich steht? Was uns noch genug aufregt, als dass es uns auf die Straße bringen würde, ob es etwas gibt, was uns vereint? Und wir kamen zu dem Schluss: Vielleicht muss jeder das finden, für das er steht und kämpft, was er gut kann und was ihn antreibt. Ich meinte dann, ich könne eigentlich ganz gut schreiben, aber habe dafür einfach keine Zeit. Dieses Gespräch fand um 23 Uhr nachts bei einem Kaffee statt und als ich wieder zuhause war, aufgekratzt vom nächtlichen Gedanken und dem Koffeinkonsum, konnte ich einfach nicht mehr schlafen.
Da dachte ich: “Jana, du hast jetzt keine Ausrede mehr, du hast jetzt Zeit” – also habe ich Stift und Papier gezückt und meinen ersten Text geschrieben. So hat das angefangen, wirklich über Nacht. Und was daraus geworden ist und wie genau das war – die Geschichte ist ziemlich lang. Aber ich habe bereits ein Youtube Video online, in dem ich sie in aller Ausführlichkeit erzähle.
Hier geht es zu Janas Seite!
2. SZ bezeichnet dich als “Gottes Influencerin”? Wie siehst du das?
Ich bin etwas irritiert davon, dass das Wort “Influencer” so spöttisch betrachtet und gebraucht wird, denn – ich sage es immer wieder – jeder Mensch ist Influencer. Und anstatt andere abfällig so zu betiteln, darf man sich einmal überlegen, von wem man selbst beeinflusst wird und wen man beeinflusst. Kein Mensch lebt isoliert. Wir alle orientieren uns an irgendwem und irgendwas. Und der Einfluss der Christen auf Erden sollte spürbar sein. Es ist eher erschreckend, dass Ich erstmals so betitelt werde. Ich denke, jeder hinterlässt einen Einfluss und meiner soll Gott bezeugen. Also bin ich gerne “Gottes Influencerin”.
3. Wie gehst du mit Hatern in den Sozialen Netzwerken um?
Gute Frage. Es wäre gelogen zu behaupten, dass zieht einfach so an mir vorbei, denn das ist für keinen Menschen wahr. Dennoch weiß ich, dass ich in meine aktuelle Position rein gewachsen bin. Ich mache nun seit vier Jahren Poetry Slam und stehe damit in der Öffentlichkeit. Lange Zeit war ich immer von Menschen umgeben, die meine Herzenshaltung geteilt und meine Inhalte geschätzt haben. Das hat mich ermutigt und reifen lassen. Das, was ich jetzt tue und erlebe, würde ich wahrscheinlich gar nicht aushalten, wenn es das Erste wäre, was ich mit meiner Arbeit erlebt hätte. Der Hass ist real und enorm und was geschrieben wird, greift unseren Gott, das Christentum und mich persönlich an. Aber keiner dieser Menschen kennt einen dieser Aspekte wirklich: Weder Gott, noch das Herz der Christen und auch nicht meines. Daher darf und muss ich mich davon distanzieren und für Erweckung beten.
4. Wie gehst du mit deiner Berühmtheit um?
Man sollte sich selbst nicht so wichtig nehmen, glaube ich.
5. Was möchtest du in den nächsten Jahren im Netz erreichen?
Der Youtube Kanal soll eine Plattform sein und werden, auf der Menschen Antworten finden, und auf der wir auch gemeinsam nach eben diesen suchen. Mir ist es wichtig, dass der christliche Glaube mediale Präsenz findet. Wenn ich Menschen nicht in die Gottesdienste bringen kann, dann bringe ich Gottesdienst zu den Menschen, wo auch immer sie sind – und meine Generation hält sich in den sozialen Medien auf. Hier sollten wir Begegnungsmöglichkeit schaffen. Meine Inhalte sind eine Option von ganz vielen, aber es ist wichtig, dass diese vertreten ist.
6. Wie lange brauchst du für einen Poetry Slam – von der Idee bis zur Bühnenreife?
Gar nicht lang tatsächlich. Ich arbeite an meinen Texten nicht. Wenn ich eine Idee habe, setzte ich mich hin, schreibe und setze irgendwann einen Punkt. Und entweder der Text gefällt mir, oder er gefällt mir nicht. Das mache ich nicht aus Arroganz, weil ich denke, der erste Text sei bereits perfekt. Nein, ich bin mir bewusst darüber, dass dem nicht so ist, aber ich bin auch überzeugt davon, dass die erste Version eines Textes die ehrlichste ist, die ist genau so, wie ich das auf dem Herzen habe. Ich habe nie für die Bühne geschrieben, sondern vom Herzen aufs Papier.
7. Was würdest du jungen Poetry Slammern raten oder denen, die es ausprobieren wollen?
Einfach machen. Es gibt nichts zu verlieren. Und nicht zwanghaft etwas sein wollen, was man nicht ist. Ich beispielsweise bin einfach nicht lustig, würde ich jetzt versuchen, das Publikum mit Stand Up Comedy zu erreichen, ich würde kläglich scheitern, weil das nicht meins ist. Seid, wer ihr seid.
8. Du hast schon zwei Hörbücher aufgenommen, wie kam es dazu?
Das ist wirklich spannend. Das erste Hörbuch habe ich kein Jahr nachdem ich zum ersten Mal einen Text geschrieben habe, aufnehmen dürfen. Wirklich verrückt. Gott hat so viele Türen geöffnet, das ist auch im Nachhinein noch unglaublich. Und nun ist schon mein zweites Buch da. Das heißt “Ebbe und Flut – Poetry Slam Texte über das, was bleibt” und dreht sich inhaltlich um die Frage nach dem Beständigen in einer ungewissen Zeit. Tatsächlich habe ich den Titeltext für eine junge Frau geschrieben, von der man wusste, sie würde bald sterben. Die Botschaft trägt sich etwa so: “Kurz vorm Tod und ich steh hier und erzähl dir, dass Gott gut, ja dass er treu ist/ Und dass, wenn du “Ja” sagst, dein Leben neu ist / Und damit mein Ich nicht ein “Mehr” an Tage, es tut mir leid/ ich will dir sagen, dass dich Liebe trägt, wohin du gehst /und dass, auch wenn du es nicht verstehst, Licht in deinem Leben ist / Dass es einen gibt, der will dir Farben geben / Und der dir sagt: Dein Name steht in meinem Buch / Du kannst in meinen Armen ewig leben. / Die Produktion war wirklich ein riesen Projekt, denn ich habe das, unterstützt von dem Pianisten Timo Böcking, in kompletter Eigenregie entwickelt. In der Zeit durfte ich enorm lernen, was es heißt, Koordinationsarbeit zu leisten und für so vieles, eigentlich alles vom Design bis zum Druckmaterial, verantwortlich zu sein – auch auf finanzieller Ebene. Mir war es einfach wichtig, dass mir nicht gesagt wird “Du machst die Texte, wir machen den Rest”, denn ich finde, ein Kunstwerk steht in seiner Gesamtheit.
9. Warum studierst du gerade Medizin? Wäre Germanistik nicht passender?
Oho, lange, lange Thematik. Aber auch dazu gibt es ein Video:)
10. Hast du noch Zeit für Hobbies und ja welche sind es?
Ich gehe enorm gerne trainieren, ganz unspektakulär mit Gewichten im Gym. Das macht mir Freude! Ich mag das auch, weil ich dann unabhängig bin und gehen kann, wann es passt. Tatsächlich ist es so, dass das nie meine Priorität war und wohl auch niemals sein wird. Wenn ich merke, ich habe meinen Lernstoff an dem Tag nicht geschafft, lasse ich nicht den Stift fallen und gehe ins Gym, sondern dann mache ich fertig, was ich schaffen sollte.
11. Wie bekommst du so viele Aufgaben und Termine unter einen Hut?
Ganz ehrlich gesagt weiß ich es auch nicht, denn tatsächlich bin ich gar nicht so das Organisationstalent, aber ich glaube, auch hier wächst man mit seinen Aufgaben. Außerdem geht es auch enorm darum, Prioritäten zu setzen. Neben meinem Medizinstudium, meinen Auftritten als Poetry Slammerin, der Produktion der Youtube Videos ist eben nicht mehr so viel Zeit für Weiteres vorhanden. Und Freundschaften pflegen sollte man unbedingt auch.
12. Bei welchen Dingen geht dein Herz auf?
Wenn ich Zeit habe. Zeit dafür, mich ganz gemütlich in ein Café zu setzen und mich mit jemanden zu treffen. Oder Zeit, einen Städtetrip zu machen, zu verreisen. Wenn die Sonne auf mein Gesicht strahlt und ich dabei einfach lächeln muss.
13. Wie sehr beeinflusst dich deine geheilte Leukämie noch heute?
Ich habe einen positiven Blick aufs Leben, eine dankbare Herzenshaltung und ein tiefes Gottvertrauen aus dieser Zeit mitgenommen. Das hat mich geprägt und beeinflusst bis heute, wie ich denke, handle, lebe. Aber nicht mehr die Thematik an sich ist für mich präsent, sondern eher, wie ich dadurch geworden bin.
14. Womit kann man dir den Tag verschönern?
Ich liebe Gemeinschaft und Begegnung, tiefsinnige Gespräche, oder solche, bei denen man aus dem Lachen nicht mehr rauskommt – am besten beides und guten Kaffee. Blumen mag ich auch, bekomme ich bisweilen aber nur zu meinem Geburtstag – das sind definitiv schöne Dinge.
15. Was fasziniert dich an Jesus?
Jesus ist für mich das Abbild dessen, was ich unter Liebe verstehe. Liebe zu seinem Vater und zu seinem Mitmenschen. Für ihn war jeder Familie. Wenn wir uns das mal vor Augen führen, ist das absolut krass. Ich würde für meine Familie alles tun, aber nicht für jeden. Doch er schon. Und er hat es getan. Ich bewundere diese Stärke, nicht der Versuchung zu verfallen, immer und immer wieder zurück zu seiner Quelle zu gehen. In der Bibel lesen wir nicht, dass ihm das alles leicht gefallen ist und er problemlos durch über Hürden dieser Welt gelaufen ist. Nein, er hatte ebenso zu kämpfen, wie wir das heute haben. Und das ist so ein ehrliches Bild von Christ sein.
16. Wie lebst du deinen Glauben im Alltag aus?
Ich sage immer “Gott ist nicht Teil meines Lebens, sondern Fundament meines Lebens.” Ich versuche, meine Handlungen, mein Denken und meine Worte an meinem Glauben zu reflektieren und auf diesem aufzubauen. Sicherlich gelingt das nicht immer. Ich führe Gespräche mit Gott, nicht “nur”, wenn ich ganz bewusst bete, sondern auch zwischendurch. “Nach dem Amen einfach weiter beten” – dieser Satz hat mich begeistert.
Und ich hoffe, dass ich meinem Mitmenschen mit Gottes Liebe begegnen kann, auch, wenn ich mich nicht danach fühle.
Zu guter Letzt trägt mich mein Glaube auch in Zeiten, in denen ich sonst nur Wände und Bücher um mich herum habe und ich mich einsam fühle. Denn alleine bin ich mit Gott nie.
17. Was möchtest du uns noch erzählen?
Ich möchte euch ermutigen, euch da einzusetzen, wo auch immer ihr seid. Nichts ist wertvoller als das andere, wir sollten überall sein und dort, wo wir sind, auch wirklich von Herzen. Ich bin überzeugt, dass es ganz viele Bereiche gibt, dass es eigentlich alle Bereiche sind, in denen Christen präsent sein sollten. Und da ist das Internet nicht besser als das Altenheim und das Altenheim nicht besser als das Internet. Wir brauchen beides, alles. Und selbst wenn die eine Art nicht die eigene ist, lasst uns füreinander einstehen und uns gegenseitig stärken. Denn letztlich haben wir in allem, was wir tun, doch immer dasselbe Ziel.
Danke, liebe Jana, dass du dir die Zeit genommen hast unsere Fragen zu beantworten.
Danke, dass wir dich näher kennen lernen durften!
Danke, dass du DU bist!
